Muslimischen Kindern Weihnachten erklären

Im letzten Post habe ich bereits davon berichtet, wie wir mit der Weihnachtszeit bei uns zu Hause umgehen und wie wir es schaffen, dass vor allem Monsieur Milchbart als muslimisches Kind einen trotzdem interreligiösen Umgang erlernt. Falls Ihr mehr zu dem Thema lesen möchtet, findet Ihr den Blogpost hier.

Interreligiöse Kinderliteratur

Heute möchte ich Euch eine Möglichkeit zeigen, wie sich Weihnachten mit Kindern thematisieren lässt, sodass sie verstehen, warum unterschiedliche Religionen unterschiedliche Feste feiern, wir aber trotzdem auch viele Schnittstellen haben. Sicherlich kennt Ihr mittlerweile die interreligiösen Erzählkarten aus dem DON BOSCO Verlag, in denen Betül ihrer Freundin Nele die islamischen Feiertage näher bringt. Es gibt sie bereits zum Ramadan und auch zum Opferfest. Und da Interreligiösität keine Einbahnstraße ist, gibt es sie nun auch zur Advents- und Weihnachtszeit. Diesmal ist Betül bei ihrer Freundin Nele zu Besuch, um zu verstehen warum und wie Christen Weihnachten feiern.

Viel zu lange schon leben Christen und Muslime in Deutschland ihre religiöse Praxis parallel aus. Dabei möchte ich gar nicht pauschalisieren. Es gibt bestimmt viele Fälle, die das Gegenteil beweisen. Trotzdem ist Interreligiösität ein Thema, das meiner Ansicht nach weiterhin starke Förderung benötigt. Denn ein harmonisches Zusammenleben kann nur funktionieren, wenn wir einander kennengelernt und verstanden haben. Eine Möglichkeit, um Kindern die christliche Perspektive und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Islam aufzuzeigen, sind die Erzählkarten Betül und Nele erleben Advent und Weihnachten.

Die 11 Erzählkarten im Din-A3 Format sind so konzipiert, dass sie auf jeder Bildkarte einen essentiellen Bestandteil der Weihnachtszeit erklären. So werden beispielsweise die Bräuche des Adventskalenders und des Adventskranzes beschrieben oder auch die Funktion des Engels in der Weihnachtsgeschichte.

Wer ist eigentlich die heilige Barbara, warum besucht der Nikolaus die Kinder im Kindergarten und bringt Geschenke mit und wie begeben sich Maria und Josef auf den Weg zur Krippe nach Bethlehem?

Ihr habt entweder die Möglichkeit die Bilder mit Hilfe der beigelegten Vorleseabschnitte, die zu jedem Bild gehören, zu lesen oder Ihr erfindet einen eigenen Text oder überlegt Euch zusammen mit Euren Kindern eine eigene Geschichte, die zu den Bildern passt. Somit auch eine wunderbare Möglichkeit, um in verschiedenen Sprachen die Weihnachtszeit zu thematisieren. So liest Monsieur Milchbart die Geschichte mit mir in deutscher Sprache, mit meinem Mann hingegen auf Türkisch. Eine türkische Textvorlage gibt es übrigens kostenlos zum Herunterladen auf der Verlagsseite.

Selbstverständlich backen Betül und Nele auch gemeinsam Weihnachtsplätzchen. Was mir jedoch besonders gut an dieser Version der Erzählkarten gefällt, ist, dass die Bilder nicht nur einfach eine Geschichte transferieren, sondern dass auch jedes Mal die Funktion der Bräuche erklärt wird. Für Leser oder Zuhörer, die mit christlichen Traditionen noch nicht vertraut sind, eine schöne Gelegenheit, um diese zu verstehen. Für kleinere Kinder empfiehlt es sich an dieser Stelle die Textvorlagen zu komprimieren oder vereinfacht zu erklären. Denn für Kindergartenkinder sind manche Informationen einfach zu komplex.

Islamische Perspektive

Das Bild, das aus islamischer Perspektive wohl das interessanteste ist, ist das neunte, das von der Geburt Jesu im Koran erzählt. Nachdem Betül und Nele im Kindergarten ausführlich die christliche Version der Geburt Jesus Christus aufgegriffen haben, erzählt nun Betüls Mama nun wie Maryam (arab. Maria) Isa (arab. Jesus) zur Welt bringt. Dabei betont sie, dass die Geschichte aus islamischer Sichtweise ein wenig anders verläuft. Schön finde ich, dass die beiden Mädchen sich schließlich gar nicht darauf berufen, was anders ist, sondern sich darüber freuen, dass Jesus bzw. Isa in beiden Religionen einen wichtigen Stellenwert hat. Etwas, das die Kinder trotz unterschiedlicher Religionen verbindet.

Genau das sollten wir nämlich auch versuchen in unseren Alltag zu übertragen, um muslimischen Kindern, die in Deutschland leben, die Weihnachtszeit näher zu bringen. Klar erkennen und benennen, wo die Unterschiede zum Islam liegen, aber trotzdem auch aufzeigen, was die Gemeinsamkeiten zum Christentum sind. Die Generation unserer Kinder wird nochmal multinationaler und multikultureller als unsere sein, weshalb es wichtig ist, dass sie verstehen, was die anderen Kinder da gerade feiern. Nur so kann ein respektvoller Umgang gewährleistet werden. Wie weit man dabei gehen möchte, sollte jede Familie für sich individuell entscheiden, denn ich weiß dass es auch viele Kritiker gibt.

Betüls und Neles Familie nehmen gemeinsam am Krippenspiel teil und sind im Anschluss bei Nele zu Gast. Genauso wie bereits Neles Familie im Ramadan und zum Opferfest Betül besuchte und gratulierte. Wir haben die Erzählkarten sehr gerne mit Monsieur Milchbart gelesen. Immer wieder besprechen wir auch kontextlos einzelne Karten, weil Monsieur Milchbart sich gerade an etwas erinnert fühlt. Ihm ist nun definitiv einiges klarer geworden und er belehrt nun auch fleißig Omi und Opi. Denn die wussten beispielsweise nicht, warum der Adventskranz eigentlich rund ist. 😀 Ich hoffe Euch hat die Vorstellung der Erzählkarten gefallen. Vielleicht ist das ja auch eine Möglichkeit für Euren Familienalltag, um offene Fragen kindgerecht zu beantworten. Die Erzählkarten Betül und Nele erleben Advent und Weihnachten findet Ihr übrigens hier.  

Habt einen schönen Wochenstart!

Selam und viele liebe Grüße

Eure Vanessa

Vollständige Literaturangabe: Fromme-Seifert, Viola M./Kamcili-Yildiz, Naciye: Betül und Nele erleben Advent und Weihnachten. Bilderbuchgeschichten für unser Erzähltheater. Don Bosco Medien GmbH. München 2018.  

*Die Erzählkarten Betül und Nele erleben Advent und Weihnachten wurden mir kostenlos vom Don Bosco Verlag zur Verfügung gestellt.

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